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Weichenstellungen für den Verkehr der Zukunft

Umwelt- und Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse bei Workshop im Europaparlament

Parallel zur Aufstellung des neuen Verkehrsentwicklungsplans in Bremen steht auch auf der europäischen Ebene die Frage im Raum, wie sich der Verkehr klimafreundlicher entwickeln kann. Die Tagung „Transformation Transportation“ brachte 65 Verkehrsexpertinnen und Verkehrsexperten aus 13 europäischen Länder im Europaparlament zusammen. Einer der Redner war Bremens Umwelt- und Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse. Als Koordinator des europäischen Projektes CARE-North war Bremen zusammen mit dem Europaparlamentarier Michael Cramer (Grüne) Gastgeber dieser Tagung über Strategien für eine klimaschonende Verkehrsentwicklung.

Der Verkehrsbereich trägt zu etwa 25 Prozent zum CO2-Ausstoß bei. Während Industrie, Haushalte und Stromerzeugung seit 1990 ihre Klimagasemissionen nennenswert reduziert haben, liegt der Verkehrsbereich in Europa sogar 27 Prozent über den Werten von 1990. Der australische Verkehrsanalyst Prof. Jeff Kenworthy konnte mit seinen weltweiten Vergleichen sehr deutlich belegen, wie auch wirtschaftlich erfolgreiche Städte eher auf ÖPNV, Fahrrad und auch Fußgängerverkehr setzen. Vancouver, Seoul und Zürich sind Beispiele wirtschaftlich prosperierender Städte, wo bewusst der Autoverkehr eingedämmt wird.

Liverpool hingegen gilt als ein Beispiel, wo Ausbau von Autobahnen und Flughafen die Probleme der Stadt eher verschärft haben. Der englische Verkehrsforscher Prof. John Whitelegg zeigte, dass die Stadt nicht nur eine sehr hohe Arbeitslosenquote aufweist, sondern auch mit der geringsten Lebenserwartung Großbritanniens zu kämpfen hat. „Das stärker verkehrsorientierte Umfeld lässt die Lebensqualität sinken und macht die Stadt wenig attraktiv“ – so John Whitelegg.

Die schwedische Stadt Malmö hat mit seiner Verkehrsmittelwahl nahezu identische Rahmenbedingungen wie Bremen. Die stark wachsende Stadt will den Autoverkehrsanteil bis 2030 von derzeit rund 40 Prozent auf 30 Prozent reduzieren und gleichzeitig den Radverkehr von 25 Prozent auf 30 Prozent steigern – und natürlich auch den ÖPNV ausbauen. Umwelt- und Lebensqualität in der Stadt gelten hier als wichtige Erfolgsfaktoren für die Wirtschaftsentwicklung.

Einig waren sich die Verkehrsforscher über die Rolle des Car-Sharing. Mit seiner aktiven Integration von Car-Sharing in die Stadtteilentwicklung gilt Bremen als Vorreiter. Verkehrssenator Dr. Joachim Lohse wies darauf hin, dass bereits über 2.000 private Autos in Bremen durch Car-Sharing ersetzt werden konnten. „Gleichwohl bleibt Verkehrsbereich einer der politisch sensibelsten Bereiche, wo noch viele Hausaufgaben in Sachen Klimaschutz gemacht werden müssen.“ Im Hause des Europaparlamentes forderte Dr. Joachim Lohse, dass sich die nationale und europäische Förderung stärker an den umweltfreundlichen Verkehrsmitteln orientieren sollte.

Das Tagungsprogramm und die Tagungspräsentationen sind zum Download verfügbar:
www.care-north.eu