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Strategie zur Entwicklung von Neuen Orten der Produktiven Stadt

Am 14.02.2023 hat der Senat und am 08.03.2023 sowie 09.03.2023 haben die Fachdeputationen für Wirtschaft und Arbeit respektive Mobilität, Bau und Stadtentwicklung die Handlungsstrategie „Strategie zur Entwicklung von Neuen Orten der Produktiven Stadt in der Stadt Bremen“ beschlossen.

Die Handlungsstrategie „Strategie zur Entwicklung von Neuen Orten der Produktiven Stadt in der Stadt Bremen“ dient der Entwicklung von ausgewählten Quartieren in Transformation mit hohen Dichten und vielfältigen Nutzungsmischungen in zentralen urbanen Lagen mit einer guten bestehenden oder perspektivischen Anbindung und Qualität des öffentlichen Personennahverkehrs und einer guten verkehrlichen Anbindung für gewerbliche Nutzungen.

Diese Quartiere bieten Raum für vielfältige Arten von Arbeitsplätzen in enger räumlicher Nähe zu Wohnen, zu Bildung, zu Kultur, Versorgung und Freizeit. Ein besonderer Schwerpunkt der gewerblichen Nutzung in den Neuen Orten der Produktiven Stadt liegt dabei auf der Urbanen Produktion wie beispielsweise Handwerksbetrieben, verarbeitendem Gewerbe, (urbaner) Nahrungsmittelproduktion oder emissionsarmen (Klein-)Fabriken. Zudem soll der Trend zur stärkeren Verbindung von Wohnen und Arbeiten mit neuen räumlichen Wohn- und Arbeitstypologien unterstützt werden.
Die beschlossene Strategie findet sich hier zur Einsicht und zum Download. (pdf, 5.2 MB)

Im Zuge zunehmender Flächenknappheit ist der sparsame Umgang mit Flächen in einem Stadtstaat wie Bremen deshalb von hoher Bedeutung – aus ökologischen, ökonomischen und sozialen Gründen. Bremen steht als wachsende Stadt vor den Herausforderungen sowohl alle Einwohner:innen mit attraktivem, bezahlbarem und passendem Wohnraum zu versorgen, ökologisch wertvolle Grünfläche zu erhalten als auch die wirtschaftliche und gewerbliche Entwicklung zu gestalten und hierbei die großen gesellschaftlichen Trends und dem Wandel der Arbeitswelten gemäß der Neuen Leipzig-Charta 2020 zu berücksichtigen.

Insbesondere aufgrund der Flächenknappheit, aber auch im Hinblick auf die klimapolitischen Ziele der Freien Hansestadt Bremen muss die Innen- und Bestandsentwicklung von Wohnungs- und Wirtschaftsflächen noch stärker in den Fokus gestellt werden. Am Übergang zur Flächenkreislaufwirtschaft führt kein Weg vorbei. Dies setzt voraus, dass gewerbliche Flächen in sehr viel stärkerem Maße als bisher vor einer Umnutzung geschützt werden.

Die jahrzehntelange räumliche Nutzungstrennung von Wohnen und gewerblicher Nutzung führt insbesondere zu einem hohen Verkehrsaufkommen und langfristig zu einem Verlust der Entwicklungs- und Anpassungsfähigkeit der Stadt. Seit einigen Jahren rücken zusätzlich neue Transformationsaspekte in den Fokus: Digitalisierung, Industrie 4.0, regionale und faire Produktion, die Klimakrise und die erforderliche Dekarbonisierung in allen Lebensbereichen. Mit der Pandemie und dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine erhöht sich der Druck auf die beschleunigte Umsetzung dieser Transformationsprozesse.

Mit diesen Transformationsprozessen sind auch räumliche Entwicklungen verbunden. Integrierte urbane Lagen wurden in den vergangenen Jahren von produzierenden großvolumigen Unternehmenseinheiten, wie u.a. die Norddeutsche Steingut in Vegesack, Kellogg in der Überseestadt oder aber auch Könecke und Coca-Cola in Hemelingen aufgegeben. Bei diesen Standorten ist eine Transformation zu nutzungsgemischten urbanen Quartieren mit einer räumlichen und funktionalen Verzahnung der vielfältigen Flächenansprüche wie Wohnen, Arbeiten, Bildung, Kultur, Versorgung und Freizeit anzustreben. Ziel ist es dabei, im Rahmen der zukünftigen Stadt- und Wirtschaftsentwicklung den Flächenverbrauch auf ein Mindestmaß zu reduzieren und Bremen gleichzeitig als attraktiven Wirtschafts- und Lebensort zukunftsfähig zu entwickeln. Zur Sicherstellung des angestrebten Nutzungsmixes sind insbesondere die Voraussetzungen der gewerblichen Arbeit zu sichern und zu entwickeln sowie konkrete gewerbliche Flächenanteile zu definieren. Die Produktion bleibt eine wichtige ökonomische Basis für Einkommen und Beschäftigung. Damit an diesen Standorten Räume für die Urbane Produktion ermöglicht werden, müssen die Flächen zukunftsfähig geplant, entwickelt und gestaltet werden.

Hierfür bedarf es einer konkreten Handlungsstrategie, um die erforderlichen Rahmenbedingungen einer räumlichen und funktionalen Verzahnung der vielfältigen Flächenansprüche, wie Wohnen, Arbeiten, Bildung, Kultur, Versorgung und Freizeit in den Quartieren zu definieren.

Das Leitbild der Neuen Orte der Produktiven Stadt birgt Potenziale für die Stadt Bremen, untergenutzte, häufig bislang gewerblich genutzte Bestandsflächen in einer nachhaltigen Transformation zu gemischt genutzten, lebendigen Quartieren zu entwickeln. Dabei ist die „Produktive Stadt“ ein zentraler Baustein des Leitbildes der durchmischten Stadt, die als eine Dimension von drei zentralen Handlungsdimensionen in der Neuen Leipzig Charta 2020 für die zukünftige Stadtentwicklungspolitik verankert worden ist. Die gemischt genutzten Quartiere, die im Sinne des Leitbildes der Neuen Orte der Produktiven Stadt strukturiert sind, werden wie folgt definiert:
„In den „Neuen Orten der Produktiven Stadt“ findet Arbeit in hoher räumlicher Nähe, Dichte und Vernetzung untereinander sowie zum Wohnen, zu Bildung, zu Kultur, Versorgung und Freizeitgestaltung in den urbanen Stadtquartieren statt. Die „Neuen Orte der Produktiven Stadt“ treten dabei mit unterschiedlichen Nutzungsmischungen in Erscheinung und erhöhen die Produktivität und Kreativität. Die Handlungsstrategie hat zum Ziel, im Rahmen von Quartiersentwicklung wieder Raum für vielfältige Arten von Arbeitsplätzen in der bestehenden urbanen Stadt ermöglicht. Hierbei wird der urbanen Produktion eine besondere Bedeutung beigemessen. Damit leistet die Entwicklung „Neuer Orte der Produktiven Stadt“ einen Beitrag zur Erfüllung der Leipzig Charta 2020 und hat sowohl ökonomische als auch sozialpolitische und ökologische Relevanz. Die Produktive Stadt stärkt die Resilienz der Stadt.“

Die Stadt Bremen hat sich zum Ziel gesetzt, diese Neuen Orte der Produktiven Stadt zur Stärkung der städtischen Gesellschaft als einen Teil einer integrierten Stadtentwicklungs- und Gewerbeflächenpolitik umzusetzen, um die zukunftsfähige Transformation von städtischem Leben zu ermöglichen und neue Orte der Produktion, Arbeit und Leben zu entwickeln. Aktuell gibt es in der Stadt Bremen bereits eine Vielzahl entsprechender Projekte in unterschiedlichen Größen und in verschiedenen Stadtteilen. Um diese vielfältigen und zukünftigen Projektentwicklungen zu begleiten und neue Projektentwicklungen zu unterstützen, soll diese Handlungsstrategie einen Rahmen und eine Struktur geben, die ehrgeizigen Ziele der Neuen Orte der Produktiven Stadt erfolgreich umzusetzen. Die aufgeführten Elemente dieser Handlungsstrategie können dabei auch in gewachsenen Strukturen im Sinne der Bestandsentwicklung Anwendung finden und zwecks einer Beförderung der Nutzungsmischung standortbezogen verfolgt werden.

Die Stadt Bremen versteht die gesamte Stadt als Produktive Stadt. Gleichwohl soll mit dieser Handlungsstrategie dieser konzeptionelle Ansatz an ausgewählten Transformationsorten besonders gewürdigt werden, um die Chancen der Transformation für eine urbane und stark nutzungsgemischte Quartiersentwicklung bestmöglich herauszuarbeiten und in Form von lebendigen und attraktiven Lebensorten in der Stadt zu realisieren.

Die Handlungsstrategie beschreibt die Zielvorstellung der Neuen Orten der Produktiven Stadt (Kapitel 2) und ordnet das Konzept Produktive Stadt (Kapitel 3) genauer ein. Die Typologie dient der strategischen Auseinandersetzung mit potenziellen Quartieren für die Entwicklung als Neue Orte der Produktiven Stadt in Bremen (Kapitel 4). Die verschiedenen Typen der Neuen Orte der Produktiven Stadt sollen dabei bereits im Rahmen erster Überlegungen Projektentwicklung unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten eine Profilbildung vorgeben, in welchem Rahmen und in Verhältnis zueinander Gewerbe, insbesondere Urbane Produktion, Wohnen und weitere Nutzungen in der Planung umgesetzt werden sollen. Damit stehen (potenziellen) Investoren frühzeitig und transparent Informationen zu den Rahmenbedingungen einer grundsätzlichen Nutzungsmischung in diesen Quartieren zur Verfügung. Insbesondere im Zusammenhang mit der Konversion bislang gewerblich genutzter Standorte wird die Definition und Sicherung gewerblicher Anteile erwartet. Die Prozesse hinsichtlich der Aufstellung und Entwicklung der Neuen Orte der Produktiven Stadt innerhalb der zuständigen Ressorts und Stadtgesellschaft sind ein wichtiger Bestandteil der vorliegenden Strategie. Sie sollen bei der Begleitung und Umsetzung eine Hilfestellung und Orientierung geben (Kapitel 5 Instrumente und Kapitel 6 Prozess der städtischen Zielbestimmung).

Das Monitoring sowie die Evaluation zur Begleitung der Umsetzung der Neuen Orte der Produktiven Stadt ist bedeutsam, um die Zielerreichung der Strategie abbilden zu können (Kapitel 7). Das Strategiepapier schließt mit einer Übersicht der laufenden Projekte (Sachstand April 2022), verschiedenen Beispielen aus anderen Städten (Kapitel 8) und dem Kapitel der Handlungsempfehlungen (Kapitel 9).

Carina Bruhse

Freie Hansestadt Bremen
Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung
Referat 71 - Referentin für Flächennutzungsplanung und gesamtstädtische Standortplanung
Contrescarpe 72, Raum 4.06, 28195 Bremen

Tel. 0421/361-16259
Email: sarah-carina.bruhse@bau.bremen.de